UMBAU WOHNHAUS TRABERT, Linz

Der Standard, Sa./So., 21./22.Juni 2003
„Das Alte im Neuen wiederfinden", von Franziska Leeb


Mit Akribie und Sensibilität wurde ein Holzhaus auf dem Pöstlingberg in Linz von Architekt Gerhard Fischill an aktuelle Wohnbedürfnisse angepasst und neu gestaltet. Es sei eines der ersten Wohnhäuser auf dem Pöstlingberg gewesen, erzählen die Eigentümer über ihr 1937 erbautes Blockhaus. Über einem Steinsockel erhebt es sich mit Außenwänden aus nur acht Zentimeter dünnen Holzpfosten. Naturfarbene Holzfenster sowie rot und blau gestrichene Elemente im Bereich der Fenster bildeten einen farbigen Kontrast zu den schwarzen Wänden. Architekt Gerhard Fischill hat es nun neu gedämmt und mit neuen Fenstern versehen. Obwohl es sich um kein Baudenkmal handelt - wie etwa beim unweit gelegenen, fast zehn Jahre älteren, aber dennoch in der Auffassung weitaus moderneren Haus Rosenbauer von Lois Welzenbacher -, war ein sorgsamer Umgang mit der Substanz angebracht. In einer zurückhaltenden Spielart des alpinen Stils wurde es von einem Baumeister recht kultiviert geplant und ausgeführt. Schon allein deshalb war eine radikale Veränderung nicht angebracht. Zudem handelt es sich um das Elternhaus der Bauherrin. Neben der Vorgabe, dass das Haus durch den Umbau "praktischer" werden sollte, stand auch ein möglichst schonender Umgang mit dem Vorhandenen auf der Wunschliste. Der Charakter des alten Gebäudes sollte erhalten bleiben, man sollte das Alte im Neuen wiederfinden. Das ist gelungen, auch wenn sich einiges geändert hat. Außen sind die Veränderungen an Details abzulesen. Die Fenster hat man erneuert, die alten Klappläden durch rot eloxierte Aluminium-Schiebeläden ersetzt, die Fensterbleche blau gestrichen. Das alte Farbkonzept wurde in eine moderne Klarheit übergeführt, die dem Haus eine neue Balance verleiht. Auch auf dem Dach gibt es - abgesehen von der neuen Eindeckung mit grauen Schindeln - eine Neuerung, die jedoch kaum als solche auffällt: Hinter den Baumkronen erhebt sich vermeintlich ein überbreiter Schornstein. Tatsächlich handelt es sich bei dem gleich wie das Dach verkleideten Aufbau um einen ganz besonderen Kamin, einen Lichtkamin, der durch einen verglasten Abschluss Licht in das neu errichtete Badezimmer leitet. Darauf, dass sich besonders innen allerhand verändert hat, weist der in neuer Schlichtheit gestaltete Balkon an der Südseite hin, über den nun breite Fenstertüren das Schlafzimmer erweitern. Die untere Ebene blieb noch im Originalzustand, im Obergeschoss wurden die notwendigen Sanierungsmaßnahmen bei den Wandaufbauten gleich dazu genutzt, ein völlig neues Ambiente zu schaffen. Das sehr groß dimensionierte Schlafzimmer ist an Boden und Wänden mit gebürstetem Lärchenholz verkleidet. Damit wird das Thema "Holzhaus" auch innen behandelt, jedoch ohne Nostalgie, sondern so, dass eine elegante Atmosphäre, die von einer distanzierten Gelassenheit getragen ist, entsteht. Eine lange Schrankwand, ebenfalls aus Lärchenholz, egalisiert die unregelmäßige Außenwand und birgt nicht nur all das, was gemeinhin in Kästen verstaut wird, sondern ist zugleich auch ein geräumiger Ersatz für einen Abstellraum. Und zu einem besonderen Schmuckstück, wie man es in einem alten Haus nicht vermuten möchte, geriet auch das Badezimmer, das man unter der Dachschräge auf ziemlich wenig Fläche untergebracht hat. Großzügig wirkt es trotzdem. Über dem Waschbecken ergießt sich ein Tageslichtschwall durch den Lichtkamin. Fliesen gibt es keine. Alle horizontalen Flächen wurden mit Sankt-Margarethener Sandstein belegt, die vertikalen sind weiß oder aus wasserunempfindlichem Teakholz. Optisch Lästiges bleibt dezent verborgen. Der Umbau hat das Haus zwar verändert, aber nicht im Sinn einer Auslöschung seiner Vergangenheit. Die neuen Interventionen erhöhen die Wohnqualität, wurden aus dem Vorhandenen entwickelt und schreiben die Baugeschichte in einer verfeinerten Form weiter.


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