Oper

Robert Wilson

Formalismus
Formalismus bedeutet für Wilson die Akzeptanz der Künstlichkeit des Bühnengeschehens. Er wendet sich gegen jegliche naturalistische Darstellung von Handlung und plädiert für eine rein abstrakte Darstellungsform. Für ihn ist die Bühne ein „Kunst-Raum (…) (in welchem die Arbeit als) künstliches System in der Ausführung etwas Mechanisches hat.“ In diesem ‚Kunst-Raum‘ gelten andere Gesetze und eine andere Logik als in der Realität, was den Inszenierungen Wilsons ihren traumartigen Charakter verleiht. Stefan Brecht beschreibt dies folgendermaßen: „Robert Wilson is presenting beautiful life-saving dream images on stage and canvas.“ Die abstrakte Darstellung zeigt sich in der beschriebenen Raum- und Zeitstruktur, der Choreographie und den Spielweisen der Figuren (…)
Wilson teilt mit der Abstrakten Malerei die Auffassung, dass die genaue Abbildung der Wirklichkeit ohnehin nicht möglich ist, und dass der Ausdruck von Wahrheit nur im Abstrakten umzusetzen ist. In der Ästhetik des Formalismus wird nicht die Oberfläche der Natur dargestellt, sondern deren innere Struktur und deren Rhythmus, was zu einer erweiterten Wirklichkeitserfahrung führt. Formalismus heißt für Wilson dabei „die Dinge mit Distanz zu betrachten“, was durch die Abstraktion und Künstlichkeit möglich wird, da dem Zuschauer keine Deutung aufgedrängt wird.

aus: „Alles begann mit Bildern und Rhythmen…“ Visualität und Theaterraum in Robert Wilsons Theaterästhetik
von Stefanie Fuchs – Tectum Verlag

Foto aus Programmheft „La Traviata“ Landestheater Linz – Spielzeit 2015/2016